Ziegel-Etappe
von Sønderhav nach Brunsnæs
Start: | Sønderhav |
Ziel: | Brunsnæs |
Länge der Etappe: | 20,3 km. |
Schwierigkeitgrad: | Leicht. ![]() |
Schleife und Ausflüge | Große Ochseninsel, Hønsnap und Kelstrup Wald, Ziegeleiviertel bei Marina Minde, Broager Kirche und Gedenkort auf einer Anhöhe, Ziegeleipfad, Æ Feltbjerresti |
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Etappenbeschreibung
Bei der Ziegel-Etappe starten Sie in Sønderhav und folgen dem Weg entlang des Wassers. Der Weg geht schnell über in einen Pfad, der nach Rønshoved führt, wo Sie einen Schlenker auf den Asphaltweg um die Rønshoved Højskole machen.
Von Sønderhav aus können Sie aber auch den Weg durch Hønsnap und den Kelstrup Wald nehmen. Der Pfad führt von dem Sønderhavvej in den Wald. Danach können Sie der gelben Route folgen, vorbei an den Karpfendämmen und hoch zu den Rønshovedwäldern. Von hier aus gehen Sie hinunter zur Rønshoved Højskole und folgen von dort dem Gendarmenpfad.
Nach der Rønshoved Højskole führt der Gendarmenpfad wieder zurück zum Wasser und entlang der Küste bis nach Huk. Unterwegs kommen Sie an mehreren Ruinen der alten Ziegeleien vorbei.
Im Falle von schlechtem Wetter können Sie den Gendarmenpfad bei Knudsmade verlassen um nördlich das Gebiet zu umgehen. Sie können auch bei Benniksgaard vorbei gehen, indem Sie über den Pfad auf dem Golfplatz und durch das Tor gehen. Es ist wichtig, dass Sie auf dem Pfad bleiben und sich vor fliegenden Golfbällen in Acht nehmen. Die Route ist mit weißen Männchen auf blauem Hintergrund markiert.
Auf dem Weg runter zum Wasser, kommen Sie an dem Rinkenæs Forfyr (Leuchtturm) vorbei, dem ersten von drei kleinen Leuchttürmen auf diesem Teil der Strecke. Beim Lærkelund Campingplatz folgen Sie der Strandkante über die zwei Brücken und entlang des Wassers, bis Sie hoch zum Alnor Strandpark gelangen.
Nach Lærkelund können Sie in den Wintermonaten und bei Hochwasser eine Alternativstrecke vorbei an dem Geschäft für die Kreativen Leute "Papirmuseets By" wählen, da das Gebiet entlang des Wassers sehr sumpfig sein kann. Die Route ist mit weißen Männchen auf blauem Hintergrund markiert.
Bei der Brücke über den Egernsund steigen Sie die Treppe hinauf auf der Südseite der Brücke und nehmen die Wendeltreppe runter auf der anderen Seite. Danach führt der Gendarmenpfad durch den Ort Egernsund, vorbei an der Kirche von Egernsund, dem Lågemade Forfyr (Leuchtturm) und weiter vorbei am Jachthafen Marina Minde. Marina Minde ist nach der Ziegelei Mindes Ziegelei benannt, die früher an derselben Stelle lag, und es ist möglich eine Tour rund in dem Viertel der Ziegeleiarbeiter zu unternehmen.
Bei Rendbjerg biegt der Gendarmenpfad ins Land ab und Sie gehen jetzt über Munkebakke mit Aussicht zum Skodsbøl Forfyr (Leuchtturm). Hiernach geht der Pfad hindurch durch das Pfadsystem von Broager. Der Gendarmenpfad führt hiernach vorbei am Ziegeleimuseum Cathrinesminde und weiter auf dem alten Weg entlang der alten Fischer – und Ziegeleiwohnungen bis nach Brunsnæs.
Bei der Ziegelei Cathrinesminde, beginnt der Ziegeleipfad, der den Gendarmenpfad nach Brunsnæs folgt. Kurz vor Brunsnæs können Sie dem Weg Klør-Fire folgen und die beste Aussicht via dem Æ Feltbjerresti genießen.

Natur
Seltene Orchideen, Dänemarks Nationalapfel und schöne Schmetterlinge sind bloß ein kleiner Teil der Ziegel-Etappe des Gendarmenpfades.
Die Eiszeit formte die Landschaft
Es kann schwierig sein, es sich vorzustellen, aber vor 17.000 Jahren war die Flensburger Förde von Gletschern bedeckt. Das gesamte Ostseegebiet war vom Binneneis bedeckt. Die Eiszeit hatte fast 100.000 Jahre gedauert. Das Eis hatte auf seinem Weg die Landschaft vor sich aufgepflügt und die Erdschichten zu groβen bogenförmigen Hügeln zusammengeschoben. Dann begannen wärmere Zeiten und das teilweise mehrere hundert Meter dicke Eis schmolz schnell. Gewaltige Kräfte kamen zum Einsatz. Enorme Mengen Schmelzwasser bahnten sich ihren Weg und rissen dabei groβe Mengen an Steinen, Sand und Kies mit sich. Die Landschaft, die wir kennen, nahm Form an.
Die letzte Eiszeit wird Weichsel-Eiszeit genannt – sie begann vor ca. 117.000 Jahren und endete vor ca. 11.000 Jahren. Die Eiszeit erreichte ihren Höhepunkt vor ca. 22.000 Jahren, wo die Eisdecke bis in das nördliche Deutschland reichte.
Als das Eis zu schmelzen begann, hinterließ es dort, wo sich einst der Eisrand befand, enorme Eisklumpen, Festeisgebiete. Ein solcher Klumpen Eis und der Eissee, der ihn umschloss, bekamen entscheidende Bedeutung für das Gebiet. Im still stehenden Wasser des Eissees wurde sehr feiner, steinfreier Ton abgelagert, seit Jahrhunderten Fundament für eine blühende Ziegelindustrie. Auf diese Weise schuf die Eiszeit nicht nur die Landschaft, sondern auch die Lebensgrundlage für viele der Menschen, die sich hier später niederließen. Überall entlang des Gendarmenpfades kann man Spuren der Eiszeit entdecken – in der Landschaft und in den vielen Überresten aus der Blütezeit der Ziegelindustrie.
Die Schlucht Munkemølle – Knudsmade
Die Landschaft um Keldsbjerg, Bækken, Munkemølle und Knudsmade bildet einen geologischen, botanischen und süßwasserbiologischen Interessenbereich mit besonderem Fokus auf die lange Schlucht von Munkemølle, die sich als ein außergewöhnlich markantes Tunneltal von Keldsbjerg bis nach Munkemølle erstreckt.
Knudsmade ist eine Strandweide, die im Winterhalbjahr gelegentlich überschwemmt wird. Deswegen hat das Naturvorkommen hier auch einen ganz besonderen Charakter, da hier nur Pflanzen wachsen können, die Salz vertragen. Auf Knudsmade grast Vieh.
Hier findet man ausgebreitete Büschel von Heidekraut, sowie viele andere Pflanzen, die für dieses Gebiet selten sind, wie z.B. Färber-Ginster, Englischer Ginster, Gewöhnlicher Teufelsabbiss und Knöllchen-Steinbrech – alles Pflanzen, die Sand- und Erdboden benötigen.
Egernsund - Nybøl Nor
Nybøl Nor liegt östlich von Gråsten. Das 6,5 km² große Fahrwasser ist über den schmalen Egernsund mit der Flensburger Förde verbunden. Das trogförmige Becken ist bis zu 8 m tief und wurde durch einen riesigen Toteisklumpen in einem Eissee geformt. Die meisten Ufer bestehen aus dicken Lagen Eissee-Ton, der die Grundlage für eine große Ziegelproduktion war. Sechs Ziegeleien liegen immer noch am östlichen Ufer. Das Haff ist ein EU-Vogelschutzgebiet und national geologisches Interessengebiet.
Der Apfel aus Gråsten
In der Nähe der Abtei von Hautcombe am See von Le Bourget in Savoyen fand der Lehnsgraf Frederik Ahlefeldt der Jüngere 1669 einen ganz besonderen Apfelbaum. Entzückt über die Süβe der saftigen Äpfel beschloss er, einige der Bäume für sein Schloss in Gråsten zu kaufen – und damit legte er den Keim dafür, dass der Apfel viele Jahre später zu Dänemarks Nationalapfel erklärt wurde. Jahrhundertelang wurde er im Schlossgarten in Gråsten angebaut. Pfröpflinge wurden in die ganze Welt verkauft und sogar in Kalifornien wird jedes Jahr ein „Gravenstein Apple Fair“ veranstaltet.
Beschwingt wie ein Schmetterling
Unterwegs kann man viele verschiedene Tagfalter entdecken
Das Waldbrettspiel
Das Waldbrettspiel ist durch seine dunkelbraune Grundfarbe mit weißen bis cremefarbenen Flecken leicht zu erkennen. Waldbrettspiele leben in Laubwäldern, wo man sie von Mai bis August sehen kann.
Das Kleine Wiesenvögelchen
Das Kleine Wiesenvögelchen hat eine kleine Flügelspannweite von ca. 30 mm. Die Flügel sind gelb an der Oberseite und gräulich an der Unterseite. Sie leben in grasigem Gelände.
Der kleine Feuerfalter
Der Kleine Feuerfalter ist mit seinen golden scheinenden orangefarbenen Flügeln leicht zu entdecken, während er fliegt oder sich sonnt. Mit zusammengefalteten Flügeln ist er einfarbig grau.
Der Aurorafalter
Der Aurorafalter ist ein richtiger Frühlingsbote und fliegt von April bis Ende Juni. Das Männchen hat orangefarbene Flügelspitzen, während das Weibchen weniger farbenfroh ist und leicht mit einem Kohlweiβling zu verwechseln ist.
Orchideen am Gendarmenpfad
Wenn man Glück hat, findet man verschiedene Orchideenarten am Gendarmenpfad. Aber Vorsicht – alle Orchideen stehen unter Naturschutz und dürfen weder gepflückt noch ausgegraben oder zerstört werden.
Männliches Knabenkraut
In kalkhaltigem Boden auf Wiesen und in Wäldern findet man das Männliche Knabenkraut. Es hat breite purpurfarbene Blüten und wird zwischen 15 und 40 cm hoch.
Breitblättrige Sumpfwurz
Die Breitblättrige Sumpfwurz wächst in Wäldern und Unterholz. Sie ist eine der häufigeren Orchideenarten, aber auch unter Naturschutz. Die Pflanze wird bis zu 1 m hoch und kann bis zu hundert grüne Blüten mit brauner oder violetter Innenseite haben.
Groβes Zweiblatt
Das Groβe Zweiblatt kann bis zu 1 m hoch werden, wird jedoch trotzdem häufig übersehen, da die Blüten klein und hellgrün sind. Es blüht im Juni und Juli, und ganz unten am langen Stiel sitzen zwei eiförmige Blätter, die der Pflanze den Namen gaben.

Geschichte
Die Ziegel-Etappe schlängelt sich durch vergangene Zeiten, als das Gebiet durch die Aktivitäten der Ziegeleien und den vielen Anlaufbrücken brummte – und wo diese ganz besondere Stimmung den Nährboden für eine Künstlerkolonie schaffte.
Das Leben als Grenzgendarm
Auf dem Spaziergang von Sønderhav nach Sandager kommt man an mehreren kleineren Häusern, ehemals Wohnungen der Gendarmen, vorbei. Die Grenzgendarme habe die meiste Zeit ein friedliches Leben geführt. Auf ihren täglichen Patrouillen zu Fuβ oder auf dem Fahrrad haben sie den Wechsel der Jahreszeiten miterlebt und vielleicht ab und zu mit den Ortsansässigen geplaudert.
Bereits bevor am 9. April 1940 um 4.15 Uhr einige wichtige Hafenstädte in Dänemark von den Deutschen besetzt wurden, fielen die ersten Schüsse. Zwei Obergendarme waren schon seit dem frühen Morgen beim Viadukt unter der Eisenbahn in Padborg auf Wache gewesen, und kurz vor 4.00 Uhr stieβ ein dritter zu ihnen. Die drei hatten den Auftrag, nach Bov zu kommen, von wo sie mit ihren Kollegen in Richtung Norden transportiert werden sollten. Aber so weit kamen sie nie. Drei Personen in Zivil kamen den Gendarmen entgegen und antworteten den Gendarmen auf Deutsch, dass sie zum Bahnhof unterwegs sein. Dann zogen sie ihre Pistolen und erschossen die Gendarmen und verschwanden. Einer der Gendarmen war sofort tot, die anderen beiden erlagen später ihren schweren Verletzungen. Diese Gendarmen waren die ersten dänischen Opfer der Besatzung.
Die Besatzungstruppen vom 9. April leugneten jegliche Kenntnis über diese Morde, und erst nach dem Krieg fand man heraus, wer dahinter stand. Die Besatzungsmacht hatte zwei in Zivil gekleidete Spezialgruppen beauftragt, die Sprengung der Eisenbahnbrücken in Padborg und südlich von Tønder zu verhindern. Man weiβ nicht, ob die drei Gendarmen eine Sprengung geplant hatten. Aber beide Brücken waren durch Löcher im Beton für eine Sprengung vorbereitet worden.
Bei den Eisenbahnbrücken in Padborg wurde zu Ehren der drei Gendarmen, die ihr Leben am 9. April 1940 lassen mussten, ein Gedenkstein aufgestellt. Auf der Rückseite steht ein Gedicht der Dichterin Hansigne Lorenzen.:
Pligttro I satte Livet til – Pflichtbewusst kamt ihr um’s Leben
Med Eders Kald i Pagt ganz eurer Berufung nach
Hav tak fra Fædreland og Folk habt Dank von Vaterland und Volk
For trofast Grænsevagt für eure treue Grenzwacht
S.B. Paludan-Müller – Der Gendarmenchef der kämpfte und fiel
Oberst Svend Bartholin Paludan-Müller, Sohn einer seeländischen Pastorenfamilie, war von 1934-1944 Chef der Grenzgendarmen. Pludan-Müller war im Süden Seelands als Sohn eines Pastors aufgewachsen. Jedoch zog er in den Ort Gråsten und bereits zu Beginn der Besatzung tat er sich als scharfer Kritiker der Kooperationspolitik der dänischen Regierung hervor. Am 26. Mai 1944 nahmen Vertreter der Besatzungsmacht zahlreiche hochstehende südjütländische Polizisten fest. Man verdächtigte Oberst Paludan-Müller – zu Recht – in der dänischen Widerstandsbewegung aktiv zu sein. Als man ihn am Vormittag dieses Tages in seinem Haus abholen wollte, verschanzte er sich auf dem Dachboden. Nach einem Schusswechsel versuchte der Pastor des Ortes, die Gemüter zu beruhigen, aber der Oberst weigerte sich, die Waffen zu strecken. Seine Frau und seine Tochter wurden weggebracht, und die deutschen Soldaten zündeten das Haus an. Nach weiteren drei Stunden kamen keine Schüsse mehr vom Dachboden. Überall in Gråsten wurde Halbmast geflaggt und trotz der heftigen Proteste der Besatzer schlossen die Geschäfte der Stadt in Trauer über Paludan-Müllers Tod. Die Deutschen verboten es, den Oberst in Südjütland zu begraben, aber heute steht in Gråsten dort, wo sein Haus sich befand, eine Gedenkmauer für ihn.
Als die Besatzungsmacht 1944 Polizisten im ganzen Land festnahm, mussten 291 Grenzgendarmen in das Lager Frøslevlejr. 141 wurden in das KZ Neuengamme weitergeschickt und 36 kamen dort um.
Ziegel, Ziegel, Ziegel
Wenn man über die Brücke in Egernsund fährt, blickt man auch auf das Haff Nybøl Nor. Hier waren Ziegeleien über Generationen von großer Bedeutung – für die Natur und die Menschen, die hier lebten und arbeiteten.
Ab dem Mittelalter und bis in unsere Zeit ist Egernsund Knotenpunkt nicht nur für die lokale, sondern auch für die Ziegelindustrie von ganz Nordeuropa von Bedeutung. Obwohl es hier heute immer noch Ziegeleien gibt, ist die Blütezeit vorbei. Die Geschichten sind jedoch immer noch lebendig, und überall findet man Überreste. Wenn die Steine der Ziegeleien nicht ganz perfekt waren, wurden sie am Ufer ins Wasser geworfen. So wurde man den Abfall los und schuf das Fundament für die vielen Anlegebrücken zum Beladen der Schiffe.
Die Geschichte der Ziegeleien
Mehr als tausend Jahre hat man den kostbaren Ton aus dem Untergrund geholt und für den Bau von Häusern, Schlössern, Kirchen und Verteidigungsanlagen verwendet. Die Technik des Brennens des Tons wurde im Laufe der Zeit verfeinert. Noch bis zur Mitte des 20. Jh. wurde der Ton per Hand ausgegraben und bearbeitet. Ein Arbeiter konnte bis zu 6.000 handgestrichene Steine an einem Arbeitstag herstellen. Die Arbeit in den Tongruben war Saisonarbeit – von April bis Oktober - und fand nur statt, wenn der Boden frostfrei war. Auch war sie hart und gefährlich. Man riskierte, in eine Tongrube zu fallen, sich an den großen Öfen zu verbrennen, beim Verladen der Steine zu ertrinken oder eingeklemmt zu werden, wenn die schweren Lasten bewegt werden mussten. Frauen und Kinder halfen beim Drehen der Steine während des Trockenvorgangs im Freien, und häufig arbeitete die ganze Familie in der Ziegelei.
Der Flensburg Stein schuf ein sichereres Leben
Im 18. Jh. war das Gebiet vor allem für die ganz speziellen Flensburg Steine bekannt. Der Flensburg Stein war ein fester, gelber Ziegelstein und etwas dünner als die Steine, die wir heute kennen. Als Kopenhagen 1728 brannte, wurden viele der Häuser mit Hilfe von eben diesem Flensburg Stein wieder aufgebaut. Nachdem es üblich wurde Ziegelsteine zu verwenden statt Fachwerk zu errichten, wurden die Gebäude mehr feuerfest.
Die Egernsundmalereien – die vergessene Künstlerkolonie
Die meisten Dänen kennen die Skagenmaler, aber nur die wenigsten wissen, dass Egernsund zur gleichen Zeit auch Treffpunkt einer blühenden Künstlerkolonie war. Genau wie in Skagen fanden die Maler in Egernsund Inspiration in der Natur. Die kräftigen roten Farben der Ziegeleien, das Wasser, die wechselnden Lichtverhältnisse sowie das ruhige Leben mit Frachtschiffen, Fähren und Fischern machten Egernsund zu einem Ort, an dem das Experimentieren mit Malen im Freien naheliegend war. Das Besondere an der Egernsundmalerei ist der Gebrauch von kräftigen Farben und deren Stil kann als eine Art Übergangsstil zwischen Nationalismus und Expressionismus bezeichnet werden.
Die Maler der Künstlerkolonie maßen den nationalen Grenzen keine größere Bedeutung zu, und mehr aus persönlichen und praktischen Gründen reisten die meisten nach Deutschland, als Egernsund 1920 dänisch wurde. Die Grenzziehung bekam jedoch in hohem Maβe Bedeutung dafür, wie man sich nördlich bzw. südlich der Grenze an die Künstlerkolonie erinnerte. Kunsthistorisch wird die Künstlerkolonie als deutsch betrachtet und in Deutschland sind die Maler von Egernsund, damals Ekensund, anerkannt und geschätzt. Aber in der Zeit nach der Volksabstimmung nahm man auf dänischer Seite heftigen Abstand zu allem Deutschen. So sind sowohl die Maler als auch ihre Werke den Dänen im Groβen und Ganzen unbekannt, obwohl viele der Künstler in dem Gebiet geboren wurden, das bis 1864 dänisch war.
Heute befinden sich ca. 50 Werke der Maler von Egernsund in der festen Ausstellung auf dem Museumsberg in Flensburg – Ortsansässige arbeiten an der Errichtung eines Museums in Egernsund, so dass auch die Dänen die vergessene Künstlerkolonie entdecken.
Mehr als 40 Künstler werden heute der Künstlerkolonie in Egernsund hinzugerechnet – u.a. Theodor Sander, Heinrich Rasch, Erich Kubierschky, Heinrich Petersen-Flensburg, Eugéne Dücker und der Fotograf Wilhelm Dreesen.
Begegnung mit dem Egernsunder Maler Jacob Nöbbe
Einer der zentralen Künstler der Künstlerkolonie war Jacob Nöbbe, der 1858 in Flensburg geboren wurde, während die Stadt dänisch war, und auch dort 1919 starb, als das Gebiet deutsch war. In den 1890ern verbrachte er gemeinsam mit seiner Familie die Sommermonate in Egernsund, und sowohl seine Tochter Elsa als auch sein Sohn Erwin wurden anerkannte Maler. In Egernsund experimentierte Jacob Nöbbe, genau wie mehrere der anderen Künstler, mit Landschafts- und Portraitmalerei. Er war auch Zeichenlehrer und erteilte einige Zeit einem Jungen mit Namen Emil Hansen Privatunterricht. Dieser wurde später als Emil Nolde bekannt. So viel man weiß wird keines von Jacob Nöbbes Bildern heute in Dänemark ausgestellt, aber einzelne seiner Werke sind Teil der Sammlung des Museumsbergs Flensburg.
Ein Schiff voller Ziegel
Obwohl sie nach heutigen Maßstäben nur langsam über die Förde fahren, waren die Schiffe früher der schnellste Weg von einem Ort zum anderen. Die meisten Straßen waren unwegsam. Man fuhr mit Pferd und Wagen über Stock und Stein, und der Transport von größeren Mengen über längere Abstände war schwierig.
Wenn die Bewohner des Gebietes, in dem Sie unterwegs sind, sich den Lehm der Eiszeit für eine umfassende Ziegelindustrie zu nutzen machten, dann war dies nicht zuletzt wegen der guten Erreichbarkeit für Schiffe. Die Flensburger Förde war wie eine lebensreiche Ader, die Fortschritt und Entwicklung für die Städte brachte und der Verkehr auf der Förde hat durch Zeiten hindurch eine wichtige Rolle gespielt. Auf dem Seeweg verschaffte man sich den Zugang zu den verschiedenen Welten und man bekam Inspiration von vielen, die auf ihren Schiffen unterwegs waren.
Wenn die Schiffe über die Förde kamen, um Ziegelsteine zu holen, brachten sie Kohle für die vielen Öfen der Ziegeleien mit. Alle Ladevorgänge wurden per Hand ausgeführt, und ursprünglich hatte man keine Anlegebrücken, sondern belud zuerst Kähne, die zu den wartenden Schiffen hinausfuhren. Viele Arbeiter ertranken bei der Arbeit. Obwohl das Laden sowohl gefährlich als auch hart war, wurde es häufig von Frauen ausgeführt, denn man benötigte viele Hände, und die Frauen waren die billigsten Arbeitskräfte. Eine Frau konnte im Laufe eines Tages bis zu 8.000 Steine tragen.
1924 wurden 12.000 t Kohle und 75.000 t Ziegel auf Schiffen von und zu den Ziegeleien transportiert.
Kähne für Truppentransport
Nach der Niederlage bei Dybbøl im April 1864 verschanzten die dänischen Truppen sich auf der Insel Als. Ende Juni planten die Preuβen die Invasion der Insel und sammelten alle Ruderboote und Kähne der Gegend für den Transport der Truppen über den Sund zusammen. Die Kähne der Ziegeleien waren besonders gut geeignet und daher hoch im Kurs. Die Preuβen überquerten den Sund im Schutze der Nacht zum 29. Juni 1864. Die Schlacht um Als endete mit einer schmerzhaften Niederlage für die Dänen.
Die Dampfschiffe auf festen Routen
1866 begann die Ära der Dampfschiffe auf der Flensburger Förde. Im Jahr 1877 führten 25 Dampfschiffe täglich 50 Fahrten durch, verteilt auf 32 Anlegebrücken, und beförderten eine Million Passagiere. Man fing an, größere und komfortablere Schiffe einzusetzen. Ihr Erfolg hielt bis zum 1. Weltkrieg, denn da wurde ein groβer Teil der Schiffe für Kriegszwecke eingezogen. Eines der historischen Dampfschiffe, die Alexandra aus dem Jahr 1908, fährt jedoch noch heute im Sommer auf der Förde.
Das Dampfschiff Alexandra
Das historische Dampfschiff Alexandra ist Flensburgs maritimes Wahrzeichen. Das Schiff aus dem Jahr 1908, wurde nach der Nichte von Kaiser Wilhelm benannt und war bis 1975 in Betrieb. Seitdem fährt sie nur noch im Sommerhalbjahr auf der Förde.

Sehenswürdigkeiten
Auf der Ziegel-Etappe treten Sie in adlige, königliche und geistliche/religiöse Fußstapfen – und diese haben den vielen Sehenswürdigkeiten der Umgebung ihre ganz eigene Note verliehen
Die Mühle Munkemølle
Wo heute Schloss Glücksburg liegt, lag im Mittelalter ein Kloster, das Anfang des 13. Jh. von Zisterzienser-Mönchen errichtet wurde. Man ist der Meinung, dass die Mönche später eine Wassermühle bei Munkemølle anlegten. Heute ist diese Wassermühle längst verschwunden, aber die Reste des Mühlendamms und des Mühlenteichs sind immer noch sichtbar. In der Schlucht Munkemøllekløft gibt es seltene Pflanzen- und Schneckenarten, von denen man meint, dass die Mönche sie aus Frankreich mitbrachten.
2012 haben Ortsansässige bei Munkemølle einen Gedenkstein zu Ehren von Margrethe I. aufgestellt. Die historischen Quellen sind sich nicht einig, wo die Königin starb. Einige besagen, dass sie auf ihrem Schiff vor Munkemølle starb, als das Schiff vor Anker lag, um Proviant an Bord zu nehmen.
Schloss Gråsten
Das Schloss Gråsten befand sich immer im Besitz der einflussreichsten Familien Dänemarks. Graf Gregers Ahlefeldt errichtete das erste Schloss Anfang des 17. Jh. Der Name stammt von dem grauen Steinen des Schlosses, die selbstverständlich von dem lokalen Ziegelwerk hergestellt wurden. In der ersten Hälfte des 18. Jh. wurde Schloss Gråsten von der Herzogsfamilie von Augustenborg gekauft, aber kurze Zeit später brach ein heftiges Feuer aus, und übrig blieb nur die Schlosskirche. Danach wurde es von Herzog Friedrich Christian I. wieder errichtet, der 1786 durch seine guten Verbindungen zum dänischen Königshaus die Tochter von König Christian VII., Louise Augusta, heiratete. Diese Allianz war jedoch nicht ganz so vornehm, wie es schien. Es war nämlich allgemein bekannt, dass die Prinzessin Ergebnis der Affäre der Königin Caroline Mathilde mit dem Leibarzt des Königs, dem deutschen Johann Friedrich Struensee, war. Diese Affäre kostete Struensee das Leben und die Königin wurde des Landes verwiesen.
Das Schloss Gråsten befand sich, bis der Staat es 1921 für 5 Mio. DKK kaufte, im Besitz verschiedener Herzöge. 1935 erhielten Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Ingrid zur Hochzeit das Nutzungsrecht am Schloss, und seitdem trifft sich die königliche Familie hier jedes Jahr im Sommer. Der schöne Schlossgarten mit zahlreichen interessanten Rosen und Rhododendron ist für die Öffentlichkeit zugänglich.
Schloss Gråsten
Slotsbakken
6300 Gråsten
https://www.visitsonderborg.de/de/schloss-grasten
Die Kirche von Egernsund
Die schöne rote Seemannskirche liegt direkt an der Flensburger Förde und wurde selbstverständlich aus Steinen aus der Gegend errichtet. Es war die Ehefrau des Ziegeleibesitzers, die sich dafür einsetze, dass es eine Kirche in Egernsund geben sollte, und so musste ihr Mann sie dafür wirtschaftlich unterstützen. Ein Besuch auf dem Friedhof verrät, dass viele Menschen von weit her gekommen waren, um hier zu arbeiten. Deutsche, polnische, schwedische Namen prägen die Grabsteine, und die Jahreszahlen erzählen ihre ganz eigene Geschichte über ein hartes und anstrengendes Leben.
”Schloss Rendbjerg”
Im Rendbjergvej 9 errichtete der damalige Leiter und Miteigentümer der Rendbjerg Ziegelei Hans Heinrich Ditmer Jr. im Jahre 1872 ein imponierendes Haus, das von der lokalen Bevölkerung schnell den Namen „Schloss Rendbjerg“ erhielt.
Das Ziegeleimuseum Cathrinesminde
Früher gab es acht Ziegeleien am Iller Strand. Heute ist nur noch Cathrinesminde bewahrt. Diese Ziegelei war von 1732 bis 1968 in Betrieb. Heute gehört die Ziegelei unter Museum Südjütland und gibt heute einen interessanten Einblick in die Geschichte der Ziegeleien.
Der Weg „Teglværksstien“
Am Iller Strand bekommt der Gendarmenpfad ein Stück des Weges Gesellschaft vom Teglværksstien (Ziegeleienpfad). Hier wurden Informationspunkte aufgestellt und man findet Spuren verschwundener Ziegeleien, Öfen und Knetmühlen, verfallene Landeplätze und zugewachsene Tongruben.
Fischerhäuser und Fischerdörfer z.B. bei Stranderød
Entlang der Flensburger Förde entstanden mehrere Fischereigesellschaften, von denen man deren Überbleibsel unter anderem bei Stranderød und Trappen bei Alnor sehen kann. Bei Stranderød wurden die Fischerhäuser mit der Zeit zu einem zusammengelegt.
Die Kirche von Broager
Die Kirche von Broager wurde bereits im 12. Jh. errichtet. Die typischen gotischen Türme kamen jedoch erst um das Jahr 1400 dazu. Obwohl die Kirche der Jungfrau Maria gewidmet ist, haben die Dekorationen in der Kirche Skt. Jørgens, oder Sankt Georgs, Martyrium zum Thema, der der Legende nach eine Stadt und eine schöne Jungfrau vor einem Drachen gerettet haben soll. Im Mittelalter wurde Sankt Georg bei Lepra um Hilfe angerufen und es war üblich, dass Kirchen entlang wichtiger Wege eine ihm gewidmete Kapelle einrichteten.

Sagen und Mythen
Springende Eichhörnchen, magische Hühnergötter und zwei zusammengewachsene Schwestern
Lochstein - Hühnergott
Auf Deutsch nennt man Lochsteine Hühnergott – dieser Begriff ist auf den alten Volksglauben zurückzuführen, dass Lochsteine magische Kräfte haben. Daher wurden sie genommen, um Krankheiten bei Haustieren vorzubeugen, also auch bei Hühnern.
Von Ast zu Ast
Bevor die Brücke gebaut wurde, war der Sund nicht so breit wie heute. Auf beiden Seiten wuchs dichter Wald und die Geschichte hat überliefert, dass die Bäume der beiden Seiten sich fast berührten. Daher konnten Eichhörnchen (dän.: egern) von Baumkrone zu Baumkrone springen – und so bekam Egernsund laut Überlieferung seinen Namen.
Zwei Schwestern gaben den Spitzen ihren Namen
Der Sage nach wurde der Turm mit doppelter Spitze zum Gedenken an zwei Schwestern errichtet, die in einem Schloss in der Nähe lebten. Die Schwestern waren an den Lenden zusammengewachsen, und als die eine starb, lebte die andere nur noch wenige Tage. Sie bestimmte, dass all ihre Güter verkauft werden sollten und dafür eine Kirche errichtet werden sollte. Es wird berichtet, dass die höchste Spitze die am längsten lebende Schwester repräsentiert. In Wahrheit sind die Türme der Kirche von Broager gleichhoch, aber der Westwind bringt diese zum Schwingen, sodass die eine höher als die andere wirkt.

Aktivitäten
Folgen Sie den Spuren der alten Ziegelwerke
Suchen Sie Ziegelsteine
Am Strand findet man Ziegelsteine in allen Formen und Farben. Wenn man Glück hat, findet man vielleicht einen Stein, der verrät, aus welcher der 76 Ziegeleien er stammt. Die Ziegeleien prägten nämlich nicht nur die Gegend, sondern auch ihren Namen in die Steine, die Egernsund in ganz Europa bekannt machten.
Gehen Sie auf die Suche nach ”versteckten Kunstwerken”
In der Gegend um Cathrinesminde stehen versteckt in der Landschaft drei größere Kunstwerke. Versuchen Sie sie zu finden – dies ist gar nicht so einfach, aber ohne zu viel zu verraten lässt sich sagen, dass die Werke alle aus Ziegelmaterial gefertigt sind.
Geben Sie dem Gendarmenpfad Ihre eigene Note
Früher benutze man Steinhaufen als Markierung von Routen im Wasser und an Land – vielleicht haben Sie Lust, den Gendarmenpfad mit Ihren ganz eigenen Steinhaufen aus der Natur oder Ziegelsteinen zu markieren?
Suchen Sie Lochsteine – und binden Sie sie an eine Schnur
Auf dem Gendarmenpfad findet man häufig Lochsteine. Wenn man mehrere hat, kann man sie auf einer Schnur aufziehen und bei ihrem Haus aufhängen – so sollten sowohl Menschen als auch Tiere gegen Krankheit geschützt sein.